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Dichtung
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Philosophie: Die merkwürdigste Form menschlicher Dichtung


Was ist Philosophie? Nach Jahren des Philosophiestudiums kann ich wie Faust sagen: Ich heiße Magister, heiße Doktor gar. Und kann ich nun sagen was Philosophie ist?
Es gibt viele verschiedene Ansätze die schöne Lösungen bieten. Ein Ansatz ist: Philosophie ist Arbeit am Begriff. Das würde bedeuten, dass wir an Wörtern und Begriffen neue Bedeutungen entdecken und herauslesen können. Wir würden nach und nach neue Argumente frei legen. Möglicherweise ist unsere Sprache oder unsere ganze Wirklichkeit träge geworden und wir müssen begriffliche Arbeit leisten, um uns wieder gesicherten Boden unter den Füßen zu beschaffen. Andererseits, verliert man schnell den Boden unter den Füßen.
Philosophie kann auch bedeuten: Das Suchen nach einer Metaposition des Denkens. Wir suchen immer neue Blickwinkel auf unsere Probleme zu finden, wir erarbeiten die Idee, die hinter den Dingen steht, wir suchen in unserer Sprache nach Rätseln oder Wortspielen oder versuchen diese zu dekonstruieren, um entweder an neue Erkenntnisse zu gelangen oder die eigenen Begriffe von altem Gedankengut zu befreien.
Philosophie kann auch als Wissenschaftsgeschichte verstanden werden. In der abendländischen Kultur war man zunächst Universalwissenschaftler und es scheint so, als hätten sich zuerst Medizin und die Naturwissenschaften von der "Alleswissenschaft" abgespalten. Im Laufe der Jahrhunderte entstehen neue Disziplinen und ließen die Philosophie "alleine": Psychologie, Kognitionswissenschaften, Kommunikationstheorie und Sprachanalytik. Wird die Philosophie dann immer leerer und kann in unserer heutigen Zeit nur noch dekonstruieren?
Und das hat man der Philosophie auch oft vorgeworfen: Sie ist nichts anderes als Dichtung. Warum drückt sich der Philosoph so merkwürdig aus, warum kann er nicht einfach etwas klar sagen? Die Antwort, die viel aber nicht alles erklärt: Weil Philosophie auch immer Dichtung ist, sie muss Wörter und Begriffe "komponieren", sie sucht nach neuen Strukturen und Wegen etwas Neues fassbar zu machen. Man arbeitet mit bekannten Worten am Rand des eigenen Wissens und versucht diesen Rand zu überschreiten. Denn auch das ist Philosophie: Die Erweiterung unserer eigenen Sprache.